Ratgeber: Kann man eine Legasthenie im Vorschulalter erkennen?

Legasthenie im VorschulalterWir erhalten immer wieder Anfragen, ob man eine Legasthenie oder Dyskalkulie im Vorschulalter erkennen kann. In der Legasthenieforschung gibt es keine Aussagen darüber, eine Legasthenie im Vorschulalter diagnostizieren zu können.

Eine Legasthenie oder auch Dyskalkulie kann man heute gesichert ab dem 1. und 2. Grundschuljahr richtig diagnostizieren. Weil die Kinder erst in der Schulzeit mit dem Lesen und Schreiben konfrontiert werden, werden sich in dieser Phase auch die Probleme im Erwerb der Kulturtechniken zeigen, auch wenn die Kinder gesunde Sinnesorgane haben wie auch über eine gute Intelligenz verfügen. Erst in dieser Entwicklungsphase kann man wissenschaftlich gesicherte Aussagen über eine angeborene Legasthenie oder auch Dyskalkulie treffen.

Im Vorschulalter kann man zwar schon verschiedene Probleme bei der Beschäftigung mit Buchstaben- und Zahlensymbolen beobachten, aber man kann keinen gesichteten Befund einer Legasthenie oder einer Kombination Dyskalkulie/Legasthenie liefern.

Beobachtet man in der Phase vom 4. – 7. Lebensjahr hier Probleme, kann man Kinder nach einer Vorschultestung in den Bereichen der Sensomotorik und der Sinneswahrnehmungen präventiv fördern, damit diesen Kindern das Lernen in der Grundschule erleichtert werden kann. Wenn zudem noch die Betroffenheit eines Elternteils und auch Geschwisterteils bekannt ist, sollte man hier einen besonderen Augenmerk auf die Kinder legen. Leider wird hierauf viel zu selten geachtet, da in der Vorschulpädagogik, wie im Bildungswesen auch, nur der sehr vereinheitlichende Begriff „LRS“ geläufig ist.

Daher reicht eine Frühförderung lediglich durch den Logopäden oder Ergotherapeuten nicht aus – sie kann nur eine Ergänzung zur Prävention bei Begleitsymptomen (Aussprache, Lautverarbeitung, Motorik etc.) sein. Denn längst nicht alle betroffenen Kinder zeigen dahingehend auffällige Symptome, wie wir aus unserer täglichen Arbeit in Praxis und Forschung wissen.

Deswegen werden auch meistens die Probleme nicht richtig diagnostiziert und die Kinder werden dann auch in der Grundschule keine umfassende Förderung erhalten. Eine LRS-Klasse ist bei legasthenen Kindern nicht die Lösung, weil diese Kinder umfassende Einzelförderung benötigen und keine oberflächliche „Behandlung“ der Schreib- und Regelfehler wie auch der Schwierigkeiten mit dem Lesen. Eine spezielle Förderung besonders begabter Kinder mit diesen Lernproblemen ist nur in Einzelförderung möglich.
Allgemein ist aber auch eine LRS-Förderung in Gruppen fraglich und meistens auch nicht seriös. Hier könnte man eher auf das wirtschaftliche Interesse der Therapie- und Nachhilfeeinrichtungen schließen, aber mit Förderung hat das wenig zu tun. Auch Schüler mit erworbenen Lese- und Rechtschreibschwächen benötigen gute Förderung, die nicht in Gruppen angeboten wird.

Hierzu wird es im kommenden Jahr in unserer Ratgeberreihe „Legasthenie und Dyskalkulie“ eine Ausgabe „Legasthenie und Dyskalkulie im Vorschulalter“ geben. Dieses Fachbuch wird wieder beim Grin-Verlag erscheinen.

Fachrezension: Lass uns lesen! – Eltern-Kind-Trainingsprogramm für die Vorschule

„Lass uns lesen!“ wurde beim Verlag Dr. Dieter Winkler e. K. in Bochum, 2010, als ein Eltern-Kind-Training zur Vorbereitung auf das Lesen- und Schreibenlernen von Ellen Rückert, Sarah Kunze, Gerd Schulte-Körne veröffentlicht.

Eltern-Kind-Training: Vorschule LRs

(c) Lass uns lesen

Es umfasst eine Mappe mit einen Einführungsheft, drei Trainingsheften, einen Protokollblock. Mit einer Einführung erhalten Eltern einen übersichtlichen Überblick und Ratschläge, wie sie mit ihren Kindern zu Hause trainieren können. Um das der Schriftspracherwerb der Kinder vor Beginn der Grundschule vorbereitet werden kann. Die Kinder erhalten mit diesem Programm keine „Rechtschreibförderung“, sondern wissenschaftlich fundierte Grundlagen, um das der Erwerb dieser wichtigen Fähigkeiten in der schulischen Entwicklung der Kindern leichter verlaufen kann. Eltern bekommen damit ein Verständnis für den Aufbau unserer Sprachform, die insbesondere das Erkennen von Lauten und Buchstaben bei Vorschulkindern fördern soll. Verschiedene Studien der letzten Jahre haben hierfür einige Belege geliefert, wie man Kinder schon früh auf das Lesen- und Schreibenlernen vorbereiten kann. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse haben die Autoren mitberücksichtigt, die den Eltern und Erziehern praxisnah erklärt werden.

Das Programm orientiert sich an dem Prinzipien des Phasenmodells der Entwicklungspsychologin Uta Frith und gibt damit einen fundierten theoretischen Teil. Hier können sich Eltern einen guten Überblick verschaffen, wie sich der Schriftspracherwerb bei Kindern bekannter entiwcklungspsychologischer Erkenntnisse entwickelt. Dieser theoretische Teil, ist nach unserer Sicht für gut informierte Eltern verständlich. Es kommen reichliche Fachwörter vor, in die sich, Eltern einarbeiten müssen. Dennoch, ist es für den unbedarften Leser nützlich, diese Einführung zu lesen. Daher ist die Beschäftigung mit diesem Thema unbedingt notwendig, um das die Durchführung des Trainings gelingen kann.

Was uns gut gefällt, ist, dass man dieses Eltern-Kind-Training, zwei in der Forschung bewährte Ansätze zur Prävention von Problemen bei Kindern im Lesen und Schreiben berücksichtigt hat. Es wurde an die Förderung der phonologischen Bewusstheit in Verbindung auf die Vermittlung von Buchstaben-Laut-Verbindungen angeknüpft. Nach unserer Erkenntnis, sind diese Ansätze der richtige Weg, um Kinder in der Vorschule, auf die Grundschule vorzubereiten.

Die drei weiteren Aktivitäenhefte bieten kindgerechte und systematische Übungen mit Kontrollen, die die Eltern durchs das Training begleiten. Es ist für ein zehnwöchiges Eltern-Kind-Training konzipiert. Die Trainingsaktivitäten beinhalten ein regelmäßiges Training von ca. 10-15 Minuten am Tag. Kinder erhalten spielerisch einen Bezug zu unserer Lautsprache durch vorgelesenen Geschichten, Reimübungen, Klatschversen, Ratespielen und lernen nach dem Buchstaben-Laut-Prinzip die Buchstaben A, O, M, E, S, U, herauszuhören und zu unterscheiden etc.

Fazit:

Lass uns lesen! – ist ein gelungenes Eltern-Kind-Training, was nicht nur, durch unabhängige Evaluationsstudien gelegt wurde, sondern in den alltäglichen Gebrauch in die Frühförderung in unsere Kindergärten zum Vorschulprogramm gehören sollte. Es ist eins der wenigsten Präventionsprogramme auf diesem Gebiet. Hier könnten alle Kinder davon profitieren, um kindgerecht und frühzeitig, die passende Lernmotivation und Strategie zu erhalten. In der Forschung ist es schon längere Zeit bekannt, das Kinder, die frühzeitig gefördert werden, auch später in der Grundschule weniger Probleme im Schriftspracherwerb haben werden. Daher ist dieses Konzept durchaus sinnvoll einzusetzen! Nach unserer Sicht kann es nützlich sein, um gute Grundlagen den Kindern zu legen. Gerade wenn Elternteile wissen, dass sie in ihrer eigenen Kindheit Probleme mit dem Lesen und Schreiben hatten, ist es besonders zu empfehlen dieses Programm durchzuführen. Denn frühe Prävention, ist die beste Prävention! Daher ist schon die Frühförderung in der Vorschule sehr wichtig! Man sollte diese Chance bei unseren Kindern nicht verpassen! Genau hier, setzt dieses Trainingsprogramm an, was ein lobenswerter Ansatz ist.

Wenn Sie sich über dieses Programm im Detail informieren wollen. Können Sie sich beim Verlage Dr. Winkel vorbeischauen. Es kostet 39,50 Euro und ist ein gerechtfertigter Preis.