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Nach einer Befragung des Online-Portals LegaKids.net gaben rund 60 Prozent der Deutschlehrer an, während ihres Studiums keine Fachkenntnisse zu speziellen Schwierigkeiten des Erwerbs der Schriftsprache wie LRS oder Legasthenie erworben zu haben.

Die Dunkelziffer unaufgeklärter Lehrer ist viel höher

Annette Höinghaus des Selbsthilfeverbandes Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V., bestätigte im Focus-Schule Interview, dass die Dunkelziffer der unaufgeklärten Lehrer viel höher als 60 Prozent sei. Nach unseren langjährigen Erfahrungen müsste die Zahl bei mindestens 80 oder gar 90 Prozent liegen. Weiterbildung der Lehrer wird zu wenig an den Schulen angeboten, zumal  hier in Deutschland kaum vernünftige Qualifizierung gibt. Die Sichtweisen über Legasthenie und LRS des Selbsthilfeverbandes sind überwiegend nur von der medizinischen Sichtweise dominiert, daher werden Pädagogen kein umfassendes Verständnis erhalten die den Schülern Integration bringen.

Der Selbsthilfeverband hat es verpasst LRS und Legasthenie zu enttabuisieren

Durch unsere praktische Arbeit erleben wir es sehr oft, dass Lehrer kein Wissen über das Thema an Dresdens Schulen über Legasthenie und LRS haben. Auch wenn der Selbsthilfeverband immer wieder die Schulen auf die Verantwortung bewusst macht, hat sich in den letzten Jahrzehnten in punkto Legasthenie und LRS hinsichtlich Aufklärung und Qualifikation nichts getan. Dies ist sicherlich auch dem Selbsthilfeverband geschuldet, der es verpasst hat, das Thema Legasthenie und LRS im ‚Sinne legasthener Menschen‘ zu enttabuisieren. Wir sind der Meinung, dass es falsch ist, immer die Schuld den Lehrern zuzuweisen.  Einseitige Aufklärung nur aus einem Fokus bringt den Betroffenen weder umfassende Diagnostizierung der wirklichen Schwierigkeiten noch präventive Lernförderung – daran muss sich etwas grundlegend ändern.

Pauschale Gruppenförderung ist uneffektiv

An diesem Punkt sind sich Experten aller Fachgebiete einig, dass pauschale Lernförderung in Lerngruppen gerade bei Legasthenikern kontraproduktiv ist.  Legastheniker benötigen in den ersten Schuljahren besondere Einzelförderung, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Gruppenförderung  oder LRS-Klassen, Nachhilfe oder klassische Lerntherapie bringen keine Hilfestellungen für die Betroffenen, auch wenn diese das Prädikat ‚LRS-Förderung‘ haben. Diese Angebote sind zumeist viel zu einseitig. Legastheniker benötigen ein individuelles Umfeld zum Lernen, viel Geduld, Ermutigung und Wertschätzung. Jeder Betroffene Schüler hat seine besonderen Eigenheiten um Lesen und Schreiben zu lernen. Eine persönliche und umfassende Einzelförderung wird schrittweise Lernerfolge bringen. Dies kann von den Schulen nicht geleistet werden, denn den meisten Lehrern fehlen die basalen Grundlagen wie man Legastheniker differenziert fördert. Sind diese Kinder zusätzlich hochbegabt, werden die Herausforderungen größer, weil diese Kinder eine Begabtenförderung mit integrierter Legasthenieförderung benötigen.

Nachteilsausgleiche sind praxisfern und zu pauschal

Seit  2003 gibt es Nachteilsaugleiche in allen 16 Bundesländern die von den Lehrern in die Praxis umgesetzt werden müssten. Aus unterschiedlichen Gründen werden diese nicht umgesetzt, da  Schulleiter und Klassenlehrer keine Informationen über diese Verwaltungsvorschriften der Kultusministerien haben. In der Realität zeigt sich auch, dass diese Erlasse sehr praxisfremd sind, die regionalen Schulämter verfügen kaum über qualifizierte Experten in diesem Bereich. Viele Legastheniker erhalten dadurch keine differenzierte Diagnose und keinen Nachteilsausgleich. Für viele Familien mit betroffenen Schülern gibt es daher keine Klarheit welche Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben tatsächlich vorhanden sind. So beginnt, für viele Kinder der Teufelskreis der „Lernstörungen“,  Eltern sind völlig damit überfordert und fühlen sich mit ihren Nöten alleingelassen. Viele Familien durchlaufen dann mit ihren Kindern einen Therapie-Marathon, der sich negativ auf die Entwicklung der schulischen Fähigkeiten auswirken wird. Nicht wenige Betroffene entwickeln schwerwiegende emotionale und seelische Probleme, die nicht mit einer direkten Legasthenie begründet sind. Sie sind die ausschließliche Folge ungenauer Diagnostik und fehlender Förderung. Erworbene Schwierigkeiten wie LRS können durch äußere Faktoren erworben sein. Bis heute streitet sich die Wissenschaft um eine genauere Abgrenzung der verschiedenen Schwierigkeiten, obwohl es auch wissenschaftliche Belege gibt, dass nicht jedes Problem mit dem Lesen und Schreiben mit einer genetischen Veranlagung zu tun hat.  Logischerweise gibt es sehr unterschiedliche Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben, die man nicht verallgemeinern darf. Bis heute werden aber alle Schwierigkeiten in einen Topf geworfen. Daher ist die staatliche Anerkennungen einer Legasthenie oder LRS immer zu hinterfragen.

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