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LRS bei Kindern früh erkennen

Von Lars Michael Lehmann, Legasthenie-Experte und Fachjournalist

Viele Eltern bemerken, dass ihre Kinder schon in der 1. Klasse mehr Probleme mit Lesen und Schreiben haben als andere Kinder. Es gibt verschiedene Gründe dafür. In unserer Studie haben wir festgestellt, dass bei 66 % von 200 Familien Schwierigkeiten beim Lesenlernen auftraten. Das ist zwar nur eine kleine Stichprobe, aber unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass einige Kinder schon im Kindergarten Probleme mit dem Sprechen, der Aussprache, dem Satzbau, dem Reimen und der Motorik haben können. Diese Kinder haben oft auch in der 1. Klasse Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Es gibt viele Gründe, warum Kinder früh Anzeichen einer LRS zeigen können.

Wie können Eltern ein LRS-Risiko bei Kindern erkennen?

Aus der Forschung wissen wir, dass Lese-Rechtschreib-Schwächen oft vererbt werden. Bei 40-70 % der Fälle gibt es eine familiäre Vorbelastung. In der Pädagogik spricht man oft von LRS, während Mediziner und Psychologen von einer Lese-Rechtschreib-Störung sprechen. Neben der Vererbung gibt es noch andere Ursachen für LRS. In unserer Studie gaben 49 % von 200 Familien an, dass es in ihrer Familie ähnliche Schwierigkeiten gab. Es ist wichtig, nicht nur die medizinische Sicht zu betrachten, sondern auch die kindliche Entwicklung.

Schon im Kindergarten und in der Grundschule können Probleme auftreten, wie:

  • Verspätetes Sprechenlernen
  • Geringer Wortschatz
  • Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Lauten
  • Probleme mit Reimen und Silben
  • Schwierigkeiten beim Hören und Sehen von Buchstaben, obwohl die Augen und Ohren gesund sind

Auch ein ungünstiges sprachliches Umfeld, wenig Lese- und Schreibanreize zu Hause und früher starker Medienkonsum können die Probleme verstärken. Die Qualität des Deutschunterrichts spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Ein Fallbeispiel: Die kleine Anna

Anna ist 7 Jahre alt und geht in die 1. Klasse. Wegen ihrer starken Probleme mit dem Lesen und Schreiben muss sie die Klasse wiederholen. Im Vergleich zu ihren Mitschülern hat sie große Schwierigkeiten, einfache zweisilbige Wörter zu lesen. Sie verweigert sich oft. Reime fallen ihr schwer, weil sie sich die gesprochenen Reime nicht merken kann. Sie verwechselt Anfangsbuchstaben und lässt Endungen weg. Auch das Klatschen von Silben bereitet ihr Probleme.

Ihre Lehrerin empfiehlt, die Klasse zu wiederholen, in der Hoffnung, dass sich ihre Probleme mit der Zeit von selbst lösen. Viele Lehrer kennen sich mit dem komplexen Thema LRS nicht gut aus. In der 2. Klasse gibt es eine LRS-Testung, aber diese ist oft zu spät für eine präventive Hilfe. Annas Mutter kannte die Probleme aus ihrer eigenen Kindheit und suchte frühzeitig Hilfe bei spezialisierten Fachleuten. Nach 8 Monaten Einzeltherapie entwickelte sich Anna sehr gut. Sie lernte in kleinen Schritten das Lesen und Schreiben. Der Anfang war mühsam, aber mit viel Geduld und Zuspruch machte sie Fortschritte. Eine solche Therapie dauert in der Regel 2-3 Jahre. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder Freude am Lesen entwickeln und ihre Fortschritte genießen. Bei Anna war es sinnvoll, sie wegen Konzentrationsproblemen in der KJP des Uniklinikums untersuchen zu lassen. Die frühe Intervention, die in Deutschland viel zu wenig genutzt wird, half Anna trotz Klassenwiederholung, sich gut zu entwickeln.

Was können Eltern tun?

Wenn Eltern bemerken, dass ihre Kinder Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben und sich nach mehr als 3 Monaten Üben in der Schule keine Fortschritte zeigen, können sie folgendes tun:

  • Untersuchung der Augen und Ohren bei einem HNO-Arzt
  • Dokumentieren Sie sprachliche und motorische Auffälligkeiten der Kinder
  • Wenn Sie als Elternteil eine LRS haben, ist es sinnvoll, frühzeitig aktiv zu werden
  • Reden Sie offen in der Familie über diese Probleme
  • Holen Sie sich professionelle Hilfe bei Fachleuten (Psychologen, Lerntherapeuten, Logopäden)

Fazit

Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat, sollten Sie aktiv werden. Verschleppte Probleme können zu psychischen Belastungen und sozialen Schwierigkeiten führen. Frühzeitige Hilfe kann dazu beitragen, dass die Schwierigkeiten schon in den frühen Grundschuljahren überwunden werden.

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