Erfahrungsbericht: Dyskalkulie im Erwachsenenalter

Dyskalkulie im ErwachsenenalterBisher gibt es zu Erwachsenen mit Rechenschwäche nur wenige Forschungsergebnisse. Wir wissen, dass es manche Erwachsene mit normaler Intelligenz gibt, die trotzdem mit einer Rechenschwäche (Dyskalkulie) zu kämpfen haben und wollen in diesem Aufsatz über unsere Erfahrungen in diesem Bereich berichten.

Um die Ursachen für eine Dyskalkulie bei Erwachsenen herauszufinden, muss man sich mit der schulischen Laufbahn in der Kindheit der Betroffenen beschäftigen. Die Probleme liegen wahrscheinlich an der räumlich-visuellen Verarbeitung im Gehirn und am Arbeitsgedächtnis. Die genaueren Zusammenhänge sind bisher weder für das Kindesalter noch für das Erwachsenenalter geklärt. Man geht von Schwierigkeiten während der kindlichen Entwicklung aus oder von familiären Häufungen, aber auch von bisher wenig erforschten Umweltfaktoren (familiäre und schulische Ursachen). Hier ist noch viel weitere Forschung nötig.

Schwierigkeiten beim Rechnen treten unserer Kenntnis nach gar nicht so selten auf, sie haben aber nichts mit einer Lernbehinderung zu tun. Die Rechenschwäche ist analog der Legasthenie beim Schreiben eine Teilleistungsschwäche beim Erlernen der basalen mathematischen Grundlagen. Sie kann sowohl isoliert als auch als kombinierte Schwäche aus Legasthenie und Dyskalkulie auftreten. Genauere Zahlen sind bisher noch nicht bekannt. Die Betroffenen können meistens logisch gut denken, aber sie haben deutliche Schwierigkeiten beim Erlernen der Grundrechenarten und in der Verarbeitung von Mengen. Diese Probleme beobachten wir vor allem im Zeitraum von der Grundschule bis ca. 6. Klasse der Mittelstufe. Dabei kommen die Betroffenen mit der Geometrie und der höheren Algebra meist gut zurecht, ihre Probleme liegen vor allem in den einfachen Grundlagen des fehlerfreien Rechnens.

Für viele Dyskalkuliker bedeutet das eine große seelische Belastung, da Schwierigkeiten im Fach Mathematik bis heute noch als Lernbehinderung angesehen werden. Deshalb verbergen viele Betroffene ihre Schwierigkeiten, was deren Bewältigung erschwert. Die seelische Belastung scheint größer zu sein als es bei Legasthenikern der Fall ist.

Wir kennen Menschen, die trotz ihrer Dyskalkulie studieren, und in der Regel können viele Betroffene einen normalen Beruf erlernen. Sie müssen nur lernen, ihre Probleme zu bewältigen.

 

 

Update: Ankündigung Büroumzug: Bamberger Str. 7 in 01187 Dresden

Wir haben gute Neuigkeiten. Ab 01.10.2022 können wir unsere neuen Räumlichkeiten auf der Bamberger Str. 7 in 01187 Dresden anmieten. Dann haben wir etwas mehr Platz und Komfort in unseren Räumlichkeiten.

Bei der Suche nach der richtigen Immobilie begleitete uns die Firma Beate Protze Immobilien GmbH aus Dresden, die schon seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für uns als gemeinnützige Einrichtung sind.

Wir bedanken uns beim Team von Beate Protze Immobilien für die gute Zusammenarbeit.

Ein Umzugsunternehmen haben wir auch schon, die Firma VÖLKEL & GÜNTHER hat für unseren Umzug einen guten Preis vereinbart hat.

UPDATE: 01.10.2022

Unser Umzug findet in der Woche vom 03.- 05.10.2022. Die Lerntherapien werden wieder am 06.10.2022 regulär stattfinden. Termine für die Diagnostik finden in Herbstferien statt.

 

Können sich LRS-Klassen ungünstig auf die seelische Gesundheit der Kinder auswirken?

Bei unserer Arbeit werden wir immer wieder gefragt, wie sich die LRS-Klassen langfristig auf die Kinder auswirken. Diese Sonderklassen für Kinder mit unterschiedlichen Lese- und Rechtschreibproblemen sind in der Fachwelt umstritten, wie wir hier bereits mehrfach erläutert haben. In einzelnen Fällen beobachteten wir in unseren Interviews, dass Betroffene dabei seelische Wunden davongetragen haben.

Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, inwieweit sich der Besuch der LRS-Klasse ungünstig auf die psychische Verfassung der Kinder mit Legasthenie / LRS auswirkt. Ein Punkt ist dabei die familiäre Situation, in der das Kind aufwächst. Die Herausnahme des Kindes aus der vertrauten Lernumgebung der Heimatschule kann sich auch auf das Selbstwertgefühl des Kindes auswirken. In diesem Alter verstehen die Kinder noch nicht, was der Besuch einer Förderschule bedeutet. Diese frühen Separationserfahrungen können sich ungünstig auf die seelische Gesundheit auswirken. Ein weiterer Faktor ist das schulische Umfeld. Viele Familien beschreiben, dass diese Förderschulen ein Sammelpunkt von sozialen Problemen sind, denn bei vielen Betroffenen ist das familiäre Umfeld nicht intakt. Auch in Sprachheilschulen spielen soziale Probleme oft eine große Rolle. Ähnliches wird uns auch aus den LRS-Klassen berichtet, in denen das Sozialverhalten der Kinder ebenfalls auffällig ist.

Dies ist meistens auf schwierige familiäre Verhältnisse zurückzuführen, die einen ungünstigen Verlauf der Lese-Rechtschreib-Probleme fördern können. Kinder, die ein solch raues soziales Umfeld nicht gewohnt sind, kommen in diesen Förderschulen weniger gut zurecht, was sich letztlich negativ auf ihre seelische Entwicklung auswirken kann.

Die LRS-Klassen sind dabei recht unterschiedlich und es fällt den Betroffenen oft schwer, sie objektiv zu beurteilen. Viele Betroffene haben uns berichtet, dass sich das soziale Umfeld in diesen Förderschulen ungünstig auf ihre Entwicklung bis in das Erwachsenenalter hinein ausgewirkt hat. Denn sie haben diese Beschulung als Demütigung erlebt. Andere Betroffene berichteten dagegen begeistert von ihrer LRS-Klasse. So unterschiedlich können die dabei gemachten Erfahrungen sein.

Die Eltern sind selten in der Lage, die Gefühlswelt ihrer Kinder richtig einschätzen, um zu beurteilen, wie sich die Beschulung in einer LRS-Klasse auf die emotionale Entwicklung der Kinder auswirken wird. Dies erschwert die Entscheidung für oder gegen eine LRS-Klasse. Selten haben Eltern dabei die emotionale Entwicklung ihrer Kinder im Blick. Eine LRS-Klasse mag von viele Eltern als Entlastung wahrgenommen werden. Das ist verständlich, denn viele Eltern sind mit den Problemen ihrer Kinder überfordert. Oft liegt das daran, dass sie in ihrer Kindheit Ähnliches erlebt haben. Davon berichteten uns einige Eltern.

Oft kommt es auch zu familiären Problemen, besonders wenn die Familienstruktur instabil ist.Auch diese Umweltprobleme sammeln sich in solchen Schulen wie in Schulen mit Schwerpunkt Verhalten oder Lernen bzw. in Sprachheilschulen. Diese Förderschulen können psycho-soziale Probleme bei Kindern zusätzlich begünstigen. Auch diese Faktoren sollten von den Fachleuten berücksichtigt werden.

Da die Zahl der Schüler mit Lernschwierigkeiten schon vor der Corona-Krise anstieg, haben die LRS-Stützpunkte nicht genug Zeit, um die Entwicklung der Kinder im Einzelfall genauer zu betrachten. Oft werden nur die schweren Fälle in eine LRS-Klasse aufgenommen. Die Ursachen für diese Schwierigkeiten werden dabei selten berücksichtigt. Das stellt keine gute Basis für eine umfassende und differenzierte Förderung dar.

In einigen Fällen werden Schüler bei den LRS-Feststellungsverfahren nicht richtig eingeschätzt. Unserer Erfahrung nach wird die seelische Entwicklung der Kinder bei den LRS-Stützpunkten vernachlässigt, obwohl ihrer psychischen Stabilität bei der Beurteilung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Denn sie ist die wichtigste Grundlage, um mögliche Schwierigkeiten in der Grundschulzeit gut bewältigen zu können. Erlebt ein Kind eine psychisch instabile Kindheit, die durch die eigene Familie oder das Lernumfeld verursacht wird, wirkt sich dies ungünstig auf seine weitere seelische Entwicklung aus. Die Beschulung in einer LRS-Klasse kann unter Umständen solche negativen Entwicklungen fördern. Deshalb ist dies ein wichtiges Kriterium, ob sich Eltern für oder gegen eine LRS-Klasse entscheiden. Oder sie entscheiden sich für den alternativen Weg einer Einzeltherapie.

Eltern sollten eine zweite Meinung von Fachleuten einholen, wenn sie sich in ihrer Entscheidung unsicher sind. Manchmal ist auch eine spezialisierte Diagnostik in einem Sozialpädiatrischen Zentrum sinnvoll. Hier können Kinderärzte und Psychologen die seelische Entwicklung der Kinder genauer begutachten. Diese Einschätzung ist oft zuverlässiger als die der LRS-Stützpunkte.

Das reMarkable 2 Tablet als Schreibhilfe

Wir sind immer auf der Suche nach innovativen Schreibhilfen. Das handschriftliche Schreiben sollte auch von einem Legastheniker nicht verlernt werden. Daher unsere Frage: Wie kann das handschriftliche Schreiben gefördert und mit moderner Technik kombiniert werden? Das war unsere Motivation das neue Tablet reMarkable 2 zu testen.

Seit einigen Jahren suchen wir nach einer Lösung für den beruflichen Alltag. Einige Hersteller wollen uns das handschriftliche Schreiben erleichtern, aber die Ergebnisse waren bisher nicht überzeugend. Ein norwegischer Hersteller will jetzt mit seinem Schreibtablet reMarkable diese Marktlücke schließen. Laut Eigenwerbung ist es das fortschrittlichste Gerät auf dem Markt. Es wird, wie in der IT-Branche üblich, in Hongkong produziert und erreichte uns 12 Tage nach der Bestellung.

Die Verpackung war ansprechend, alle Teile vorhanden, der Gesamteindruck hochwertig. Das Gerät macht einen guten Eindruck. Das Schreibtablet hat einen stolzen Preis von 577 Euro inklusive des Covers und eines Pen mit Radiergummi. Da es aber das übliche Rückgaberecht gibt, wagten wir das Experiment. Ehrlich gesagt, ich war skeptisch, ob das Gerät praxistauglich ist und uns Legasthenikern das Schreiben im Alltag erleichtern kann. Aber es ist durchaus ein geeignetes Hilfsmittel.

Das Schreibtablet ist sehr einfach und intuitiv bedienbar. Man kann damit nicht nur schreiben, sondern auch malen, Skizzen anfertigen und es als Reader nutzen.

Das Schreibgefühl ist bei diesem Tablet sehr angenehm, man könnte meinen, man schreibt auf einem echten Blatt Papier. Die Texterkennung ist gut, die Anzahl der Erkennungsfehler ist gering und es werden sogar Rechtschreibfehler erkannt. Leider kann man den Text nicht auf dem Gerät abspeichern, sondern ihn nur per Email versenden. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Unser Fazit:

Wir haben den Kauf nicht bereut, denn dieses Gerät ist eine gute Lösung. Mit ihm kann man seine Handschrift trainieren und sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf das Schreiben, Lesen und Nachdenken. Auch ein Einsatz im schulischen Alltag wäre denkbar. Für Kinder in der Lerntherapie könnte das reMarkable auch als Whiteboard-Ersatz verwendet werden.

Das Gerät ist augenschonend und trainiert das Gedächtnis (Merkfähigkeit) und die Motorik. Das handschriftliche Schreiben wirkt auch gegen den kognitiven Abbau („Digitale Demenz“ – Manfred Spitzer). Wichtig ist auch, eine gesunde Balance zwischen der Arbeit am PC und anderen Tätigkeiten zu finden.

 

Weitere Tests findet ihr auch unter:

Test: reMarkable 2, das unnötigste Gimmick das ich mir jemals gekauft habe oder wirklich nützlich? | Techtest

Paper Tablet Remarkable 2: Test des elektronischen Notizbuchs – IMTEST

Hier geht es zur Website des Herstellers: Home | reMarkable