lrs medienutzung

on Lars Michael Lehmann – Legasthenie-Experte & Fachjournalist

Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist für viele Jugendliche eine spannende, aber auch herausfordernde Zeit. Für junge Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) stellt sich oft die Frage: Welcher Beruf passt zu mir – und wie kann ich meine Stärken trotz LRS am besten einbringen? 

Stärken erkennen und passende Wege finden

Wichtig ist, dass Jugendliche mit LRS ihre eigenen Interessen und Talente entdecken und diese in den Mittelpunkt der Berufswahl stellen. Viele Betroffene sind praktisch veranlagt, kreativ, technisch interessiert oder haben ein gutes soziales Gespür. In solchen Bereichen gibt es zahlreiche Ausbildungsberufe und Studiengänge, bei denen Rechtschreibung und Lesen nicht im Vordergrund stehen.

Geeignete Berufsfelder sind zum Beispiel:

  • Handwerkliche Berufe: Tischlerin, Elektronikerin, Kfz-Mechatronikerin, Malerin
  • Technische Berufe: Anlagenmechanikerin, Mechatronikerin, IT-Fachkraft, Technischer Zeichner*in
  • Soziale Berufe: Erzieherin, Heilerziehungspflegerin, Sozialassistent*in
  • Kreative Berufe: Fotografin, Mediengestalterin, Florist*in, Koch/Köchin
  • Berufe im Bereich Natur und Umwelt: Gärtnerin, Landwirtin, Tierpfleger*in

Akademische Berufe: LRS ist kein Hindernis

Auch ein Studium oder eine akademische Laufbahn ist mit LRS möglich! Entscheidend sind Interesse, Motivation und die Bereitschaft, sich Unterstützung und passende Hilfsmittel zu suchen. LRS schließt ein Studium grundsätzlich nicht aus – viele Betroffene haben erfolgreich studiert und arbeiten heute in verantwortungsvollen Positionen.

Beispiele für akademische Berufe, die auch mit LRS realistisch sind:

  • Ingenieurwissenschaften: Maschinenbau, Elektrotechnik, Bauingenieurwesen – hier stehen analytisches Denken und praktische Fähigkeiten im Vordergrund.
  • Naturwissenschaften: Biologie, Chemie, Physik, Umweltwissenschaften – logisches Denken und Experimentierfreude zählen mehr als perfekte Rechtschreibung.
  • Kunst, Design und Musik: Studiengänge in Kunst, Gestaltung, Musik oder Theater bieten kreative Entfaltungsmöglichkeiten, bei denen LRS selten eine Hürde darstellt.
  • Soziale Arbeit, Pädagogik, Psychologie: Wer gerne mit Menschen arbeitet, kann auch mit LRS in diesen Bereichen erfolgreich sein – Empathie und Kommunikationsfähigkeit sind hier besonders gefragt.
  • Informatik und IT: Programmieren, Datenanalyse und Softwareentwicklung erfordern vor allem logisches Denken und technisches Verständnis.

Weniger geeignet sind Studiengänge, die sehr stark auf komplexe schriftliche Ausarbeitungen oder sprachwissenschaftliche Analysen setzen – wie Jura, Germanistik oder Publizistik. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, wenn die Motivation hoch ist und digitale Hilfsmittel konsequent genutzt werden.

Wichtig zu wissen:

  • Viele Hochschulen bieten Nachteilsausgleiche an, z. B. verlängerte Prüfungszeiten, digitale Hilfsmittel oder alternative Prüfungsformen.
  • Beratungsstellen an Hochschulen und spezialisierte Lerntherapeuten unterstützen Studierende mit LRS.
  • Es gibt spezielle Weiterbildungen und Zertifikate im Bereich LRS/Dyslexie, z. B. für Lehrkräfte oder Pädagog*innen.

 Unterstützung und Nachteilsausgleich

Jugendliche mit LRS haben Anspruch auf verschiedene Nachteilsausgleiche – sowohl in der Ausbildung als auch bei Prüfungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Verlängerte Prüfungszeiten
  • Einsatz von Computer und Rechtschreibprogrammen
  • Mündliche statt schriftlicher Prüfungsleistungen
  • Individuelle Anpassungen im Ausbildungsalltag 
  • Eine Berufsberatung, die sich mit LRS auskennt, kann helfen, das passende Berufsbild zu finden und den Einstieg zu erleichtern. Es ist ratsam, sich frühzeitig bei spezialisierten Beratungsstellen oder erfahrenen Fachleuten über die Möglichkeiten zu informieren.

Tipps für einen gelungenen Start

  • Frühzeitig informieren: Nutze Berufsberatung, Praktika und Infoveranstaltungen, um verschiedene Berufe kennenzulernen. Je früher die eigenen Interessen erkannt werden, desto leichter fällt die Entscheidung.
  • Offen mit LRS umgehen: Ein ehrlicher Umgang mit der eigenen Schwäche und das Hervorheben der persönlichen Stärken schaffen Vertrauen – auch bei potenziellen Arbeitgebern.
  • Hilfsmittel nutzen: Digitale Tools, Vorlese- und Diktierprogramme oder spezielle Lernsoftware können den Berufs- und Studienalltag erleichtern.
  • Selbstbewusstsein stärken: Jede gelungene Bewerbung, jedes Praktikum und jede neue Erfahrung bringen Sicherheit und Mut für den weiteren Weg.
  • Unterstützungsangebote wahrnehmen: Beratungsstellen, Lerntherapie und spezielle Workshops helfen, Unsicherheiten zu überwinden und gezielt an Schwächen zu arbeiten.

Fazit: Viele Wege stehen offen

LRS ist kein Hindernis für eine erfolgreiche Berufswahl oder ein Studium! Mit guter Vorbereitung, individueller Beratung und dem Mut, die eigenen Stärken zu zeigen, finden Jugendliche mit LRS ihren Platz in der Arbeitswelt und an der Hochschule. Eltern können ermutigen, begleiten und bei der Suche nach passenden Hilfen unterstützen. Jeder Weg ist einzigartig – und Erfolgsgeschichten gibt es viele.

Mehr erfahren:

  • Weitere Informationen und Beratungsangebote findest du bei Legasthenie Coaching gUG.
  • Vereinbare gern ein Gespräch – wir beraten dich individuell zu Berufsorientierung, Nachteilsausgleich und Bewerbung mit LRS.
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Gemeinsam machen wir junge Menschen stark – für die Ausbildung, den Beruf und das Leben.