Ein Kommentar von Lars Michael Lehmann

Schön das sich Bildungspolitiker für den Erhalt der Schreibschrift aussprechen – trotzdem müssen unsere Grundschulen besser werden

Das sich unsere Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) für den Erhalt der Schreibschrift ausspricht, ist begrüßenswert. Skandinavien wird stets als Vorbild gelobt. Die Abschaffung der Schreibschrift – wie in Finnland ab 2016 favorisiert – ist aber ein Rückschritt im Bildungswesen. Es ist ein positives Signal, dass Sachsen an der Schreibschrift weiterhin festhalten will.

Wir schließen uns dem VBE (Lehrerverband) an, der eine ähnliche Sichtweise vertritt. Nach dem VBE, darf die geschriebene Handschrift in der Grundschule, nicht zur Diskussion stehen. Kinder müssen diese grundsätzliche Fähigkeit, neben dem Umgang mit den Computer erlernen.

Der bekannte deutsche Hirnforscher und Psychologe Manfred Spitzer sagt in einem Interview bei Artour „Jemanden, der etwas lernen soll, dem wollen wir eigentlich nichts vereinfachen,… denn je komplizierter die Abläufe im Gehirn beim Lernen sind, desto mehr wird im Gedächtnis abgespeichert. Die Benutzung des Gehirns ist der Speicher: Je einfacher jemand schreibt, und tippen ist noch einfacher, desto weniger bleibt hängen. Jedes Wort hat eine eigene Form, weil es eine Gesamtgestalt ist, dann bin ich auf einer wesentlich komplexeren Ebene der Informationsverarbeitung und das ist die Voraussetzung dafür, dass mehr gelernt wird…Deshalb will ich die Schrift nicht so einfach wie möglich machen…Die Schreibschrift ist wesentlich besser als die Druckschrift, das zeigen Studien…“

Man kann, hier noch weitere lernpsychologische Effekte hinzufügen, wie die Förderung der Fein- und Grobmotorik, die Kindern hilft, eine bessere Rechtschreibung zu erlernen. Nach unseren Erfahrungen lernen die Kinder dann den Laut-Buch-Staben-Bezug besser, der für die Kinder in der Grundschulzeit, für das Lernen einer fehlerfreien Grammatik hilfreich ist. Kindern wird es mit dem Schreiben der Druckschrift zu leicht gemacht. Im Vergleich zur flüssigen Handschrift lernen die Kinder weniger und bringen schlechtere Schulleistungen, als es von ihrer Intelligenz her zu erwarten wäre – wie auf dem Bild eines Viertklässlers aus einer LRS-Klasse zu sehen ist. Ferner ist die Handschrift ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal. Jeder Schüler hat eine Handschrift mit einem ganz persönlichen Charakter. Die Erkenntnisse der Hirnforschung stehen im Widerspruch zur Verwendung eines Tablets oder einer Tastatur im Unterricht. Das Erlernen einer Schreibschrift, ist eine wichtige Voraussetzung für das Lernen allgemein. Es ist fahrlässig, ein handschriftliches Schreiben vollkommen durch den Computer zu ersetzten.

Gerade für lese- und rechtschreibschwache Schüler ist die Druckschrift problematisch, da diese Schüler bei dem Erlernen der Schriftsprache besonders Schwierigkeiten haben. Die Druckschrift benachteiligt Kinder mit LRS zusätzlich. Wir haben den Eindruck, dass nach wie vor unsere Kinder viel zu wenig, an das handschriftliche Schreiben herangeführt werden. Zumindest was das intensive Üben betrifft. Eine Intensivierung ist für eine bessere Grammatik dienlich – auch für legasthene Schüler.

Das Festhalten unserer Bildungspolitiker an der Schreibschrift ist ein guter Ansatz, aber eigentlich brauchen wir dringend eine grundlegende Reform des Grundschulwesens. Es ist sinnvoll, für unsere Schüler eine einheitliche und wissenschaftlich fundierte Vermittlung der Schriftsprache im Fach Deutsch zu erhalten. Von der Politik müssen sinnvolle Reformen folgen, denn eine zielgerichtete Förderung des Schriftspracherwerbes bei Grundschüler, hilft präventiv dem Erwerb von Lese-Recht-Schreibschwächen (LRS) vorzubeugen. So sparen wir uns die strittige Separation der Kinder in LRS-Klassen. Und für uns Fachleute, wird es leichter, Schüler zu fördern, die von Natur aus Probleme mit dem Schriftspracherwerb haben.

http://www.mdr.de/kultur/video207098.html